Growth Hacking: Alter Wein in neuen Schläuchen
Rasantes Wachstum tut nicht jedem Unternehmen gut
Wien, 9. April 2019 – Skeptisch sehen die Experten der Digital-Marketingagentur 123Consulting den anhaltenden Trend zum Growth Hacking. Es gehe dabei ausschließlich um möglichst schnelles Wachstum, was aber nicht für alle Unternehmen ein Vorteil sei, sagt Harald Grabner, Gründer von 123Consulting.
„Bei Growth Hacking geht es um die Frage, wie die Zahl der Kund*innen für ein Produkt gesteigert werden kann. Es geht nur um das rasante Unternehmenswachstum, andere Aspekte bleiben außen vor“, führt Grabner aus. Alles drehe sich nur um die Frage, wie schnell sich das Wachstum steigern lasse. Die Überlegung, ob das so beworbene Produkt überhaupt einen Nutzen habe bzw. ob es dafür Nachfrage gebe, gehe dabei ebenso unter wie der Fokus auf das Produkt selbst oder die Überlegung, wer eigentlich die Kernzielgruppe sei und welche Bedürfnisse diese hätte. Außerdem sei unendliches, schnelles Wachstum nicht unbedingt zielführend und auch nicht immer im Interesse eines Unternehmens.
Dazu komme der Aspekt der Automatisierung. Grabner: „Gutes Marketing kann man nicht automatisieren. Gutes Marketing muss auf das Produkt und die Bedürfnisse der Kundin oder des Kunden abgestimmt sein. Hacks und Abkürzungen mögen kreativ sein, aber mit einer gut durchdachten Marketingstrategie haben sie nichts zu tun, egal, wie oft Growth Hacker betonen, dass man als Marketer um Growth Hacking nicht herumkommt.“ Zudem erfinde Growth Hacking das Rad nicht neu, kritisiert Grabner: „Dass man z.B. testet, was funktioniert und was nicht – das ist keine Innovation. Das gehört zum Marketing-Einmaleins.“
Im Grunde sei Growth Hacking eine stark reduzierte Form von traditionellem und digitalem Marketing, werde aber als große Neuerung angepriesen, die praktisch jeder anwenden könne. „Es gibt Webinare zum Thema, die im Vorfeld damit werben, dass man mit Growth Hacking schnelle Erfolge erzielen kann. Das Kundenerlebnis wird zwar angesprochen, ist aber sekundär. Primär geht es immer um rasches Wachstum, um schnelle Erfolge und letztlich auch ums schnelle Geld. Langfristige Effekte werden gar nicht berücksichtigt. Man könnte auch sagen: Growth Hacking ist alter Wein in neuen Schläuchen“, so Grabner abschließend.